marcus murken oder einfach nur murks

ort: backfabrik
zeit: freitag, 20 uhr

marcus murken liest aus seinem romandepüt „ego – gefälschte morde“
mit max tidof

nun, ich muss gestehen, das ich kein allzu großer fan von lesungen bin. warum? wahrscheinlich ist es das bewußtsein über die latente gefahr des einnickens, die mich überkommt sobald mir jemand etwas vorliest. was mich nun bewog trotzdem eine dieser veranstaltungen aufzusuchen, sind wohl die tatsachen, das ich persönlich auf myspace vom autor marcus murken eingeladen wurde und das meine liebe freundin und begleiterin den max tidof (der mitlesen sollte) recht gerne mag. den wollte ich natürlich auch mal aus der nähe sehen.
an dem abend stellte marcus murken sein erstlingswerk, den krimi, „ego – gefälschte morde“ einem geneigten publikum vor. dies geschah im rahmen einer lesung mit dialogcharakter aus eben diesem roman.

beim betreten der räumlichkeiten der backfabrik überkam mich eine gewisse unbehaglichkeit, traf ich doch auf den pseudointellektuell angehauchten, stocksteifen menschenschlag, den ich schon von anderen kulturellen veranstaltungen her kenne.
naja ich verschwendete keinen weiteren gedanken an diese leute, sondern begab mich mit daniela brav zu den angebotenen sitzmöglichkeiten, um den vortragenden die ehre unserer aufmerksamkeit zu erweisen.

e s   b e g a n n:… schon nach 10 min war ich komplett raus aus dem stoff, der sich in einer komplexen verwirrtheit oder verwirrenden komplexität um mich herum zu entspinnen begann. klischeehafte typen und eine verkrampft um aufmerksamkeit heischende sprache, die nicht über die gewöhnlichen wortphrasen in der gewaltdarstellung hinauskommt, zeichnen dieses buch aus.

verstohlen blickte ich zu meiner begleiterin, die auch schon ganz in sich zusammengesunken, gegen diverse ermüdungserscheinungen ankämpfte.

in der pause der 2 x 40 min dauernden lesung fragten wir uns ob dieses nicht-folgen-können der geschichte an unserer fehlenden kognitiven leistungsfähigkeit oder an der belanglosigkeit des dargebotenen stoffes lag. es war jedoch ein großer spass die leute zu beobachten, die sich im zeigen vermeindlicher etikette gegenseitig zu überbieten schienen, da wurden finger vom gläsern abgespreizt und lieblos zubereitete alte semmeln mit fragwürdigen belägen für 2,50 euro pro brötchenhälfte, als wahre gourmethäppchen hofiert. ich für meinen teil hatte mir vorher einen schönen amerikaner vom bäcker für 80 cent gekauft, den ich dann dort mit großem apettit verspeiste… daniela kaufte sich ein überteuertes wasser. aber dieses kleine getränk konnte ihren durst nicht so recht stillen, also sind wir flux auf die toilette gegannen um die wasserflasche nochmal nach zufüllen. dort offenbarte sich mir zum ersten mal an diesem abend wahre ästhetik:

die pause neigte sich nach einer gefühlten kleinen ewigkeit dem ende zu und die zweiten 40 min fingen an. diese gestalteten sich ebenso langatmig wie die ersten. sinnlos weitere worte zu verlieren.
es glich einer befreiung als marcus murken die lesung mit den sinngemäßen worten:… und jetzt feiern wir alle zusammen… beendete. das zusammen-feiern sah so aus, das der autor, herr tidof und der rest des murken-gefolges sich recht schnell vom gewöhnlichen pseudointellektuellen pöbel abspalteten. AHA…
höchste zeit für uns diesen ort des literarischen grauens zu verlassen. was uns an diesem abend am besten gefiehl war die angenehm tiefe, sonore stimme max tidofs, die uns doch in einen wohlig warmen dämmerzustand versetzte.
was allerdings den guten herrn tidof dazu bewegte mit einem derart klischeehaften, aalglatten marketingtypen wie herrn murken, der in einem anflug von selbstverwirklichung oder selbstüberschätzung? die menschheit mit einem derartigen buch belästigen muss, zusammenzuarbeiten, wird sein geheimnis bleiben.

am ende sind wir noch in die saphirebar gegangen und haben den abend rauschhaft ausklingen lassen. so hatten wir doch noch was, worüber wir uns freuen konnten.

infos zu autor und buch:
marcus murken

hola was für ne woche…

oh weh es scheint fast als würde ich mein liebes blog etwas vernachlässigen, naja wie auch immer… bin ja jetzto in berlin und fast die ganze woche unterwegs, da kommt halt die schreiberei zu kurz. und nun mal schnell einen abriss über die letzten ereignisse virtuell hingekritzelt.

also am dienstag war ich bei einem konzert im postbahnhof, genauer gesagt im fritzclub. es spielten we are scientists und eine vorband, deren namen ich leider vergessen hab (asche auf mein haupt). da ich freundlicherweise auf der gästeliste stand, sparte ich mir glücklicherweise das eintrittsgeld. das konzert war ganz ok, aber hat mich nicht wirklich vom hocker gerissen. die songs der vorband waren mittelmaß und ohnen grossen wiedererkennungswert. auch we are scientists spielten eher mittelmäßig. sie rockten ihr programm halt einfach so runter und versuchten die leute während der songs mit durchaus lustiger konversation zu unterhalten. aber sie waren bereits nach ca 1 h 15 min schon wieder von der bühne verschwunden.

am mittwochabend war ich bei der szenischen lesung grund der ausweisung: lästiger ausländer der bremer shakespeare company. diese fand mal nicht im theater, sondern in altehrwürdigen mauern des oberverwaltungsgerichtes berlin/brandenburg statt. gegenstand dieser lesung war die ausweisungspolitik der stadt bremen in der weimarer zeit. vorgetagen wurden einzelschicksale von ausländern, die ausgewiesen werden sollten. ein wirklich sehr interessanter abend.

nun zu guter letzt war ich gestern noch im babylon kino um den auftakt der retrospektive paris.mai 68 mitzuerleben, die es anlässlich des 40. jahrestages der studentenbewegungen gibt. zuerst wurde der film mai’68 im quartier latin gezeigt. er dokumentiert die unruhen und strassenschlachten in paris, aber auch gespräche zwischen arbeitern und studenten. gedreht wurde dieser film 1968 von william klein, der das material aber erst 10 jahre später zu diesem film zusammenfügte. im anschluss daran gab es noch eine gesprächsrunde: „1968 im europa von heute“ mit daniel cohn-bendit (grüne/mdep) und andre brie (linke/mdep) sowie alfred eichhorn (inforadio berlin/brandenburg), der das ganze moderierte. ich hatte mich eigentlich sehr auf die diskussion gefreut. allerdings glitt diese doch recht schnell in plakatives links-rechts gefasel ab, einerseits durch die zuschauer aber auch durch den moderation herbeigeführt. sehr gut fand ich die rethorische leistung cohn-bendits der sich nicht in die enge treiben lies und seine meinung gut vertreten hat. andre brie’s äußerungen gingen indes etwas unter. ich hätte mir ein paar mehr ausführungen zu der frage, ob es überhaupt heute noch möglich wäre, das die jugend (in einer individualisierten gesellschaft) eine solche bewegung mit kollektivistischen gedankengut herbeizuführt, gewünscht. nichtsdestotrotz ein spanndender abend.